Die Graruper Kirche ist eine kleine, freistehende, weiß gekalkte Kirche, die auf einer Anhöhe liegt. Manch einer fragt sich vielleicht, weshalb genau an dieser Stelle eine Kirche gebaut wurde – unmittelbar recht einsam mitten in der Landschaft. Die Kirche in Grarup ist eine der kleinsten Kirchen auf der Halbinsel (Haderslev Næs) und die kleinste der mittelalterlichen Kirchen.
Auf den ersten Blick fallen die Besonderheiten dieser Kirche nicht unbedingt auf: eine klassisch weiß gekalkte Kirche mit einem mit Blei bedecktem Dach. Beim näheren Hinschauen und Orientieren in der Umgebung entdeckt man jedoch, dass die Graruper Kirche eine der sogenannten „schiefen Kirchen“ ist, weil der Kirchturm auf der „verkehrten“ Seite steht. Normalerweise ist der Turm westwärts ausgerichtet, hier aber steht er am Ostende der Kirche, was zur Folge hat, dass sich der Altarraum unterm Turm befindet.
Die Kirche wurde ca. um das Jahr 1200 im romanischen Stil als einschiffige Filialkirche zur Kirche in Starup gebaut. In der gotischen Zeit nach 1400 erhielt sie einen Turm. Warum jener am Ostende der Kirche gebaut wurde, weiß man nicht. Es liegen unmittelbar keine bautechnischen Gründe hierfür vor, wie es bei der Halker Kirche der Fall ist. Die Erweiterung des Gebäudes mit einem Turm war Teil eines übergeordneten und umfassenden Umbaus im Rahmen einer Vergrößerung der Kirche. Gleichzeitig mit dem Bau des Turmes wurde auch der Chor verlängert. Der Triumpfbogen im Übergang vom Kirchenschiff zum Chor wurde ebenfalls modernisiert: der ursprünglich romanische Rundbogen wurde durch einen im 15. Jahrhundert zeitgemäßen gotischen Spitzbogen ersetzt. Die Decke im Chor über dem Altarraum wurde ebenso mit gotischem Gewölbe modernisiert. An der Nordseite wurde eine Sakristei hinzugefügt, so dass sich die kleine Filialkirche nun recht groß und ansehnlich präsentierte und damit die Bedeutung und den Einfluss der freien Bauern „draußen“ auf dem Næs entsprechend widerspiegelte.
Die Orgel der Kirche ist ein kulturhistorischer Schatz, da sie aus der besonderen dänischen Kunst- und Kulturepoche „Den danske guldalder“ (das goldenes Zeitalter – etwa 1800-1864) stammt. Sie wurde 1841 von dem angesehenen und anerkannten Orgelbauer Frederik H. Ramus für das Königliche Theater in Kopenhagen gebaut. Auf Umwegen kam die Orgel zunächst zur Kirche in Vodder, um dann 1951 in der Graruper Kirche eine neue Heimstätte zu finden. Die Orgel wurde 2006 von Olav Haugland vollständig restauriert und teilweise rekonstruiert.
Was die Innenausstattung der Kirche betrifft, so ist die Madonna mit dem Jesuskind – eine spätgotische Holzschnitzarbeit aus dem Ende des 15. Jahrhunderts – erwähnenswert. Ursprünglich befand sich diese Figur auf einem Seitenaltar, der ein charakteristisches Kennzeichen für mittelalterliche Kirchen in katholischer Zeit war. Im Waffenhaus – dem Vorraum der Kirche – sieht man eine zeitgenössische Figur von einem Bischof.
Das Taufbecken in der Graruper Kirche ist ein typisch romanisches Granittaufbecken, von dem es ähnliche auch in anderen Dorfkirchen Dänemarks gibt. Der Taufstein ist mit Ornamenten von Vögeln und Pflanzen geschmückt, welche vermutlich den Garten des Paradieses symbolisieren.
Die ansonsten recht schlichte Inneneinrichtung der Kirche ist durch die umfassende Restaurierung im Jahre 1951 geprägt; Altar und Kanzel stammen aus dieser Zeit. Auf dem Altar steht ein schönes keramisches Kruzifix.
Außerhalb der Kirche an der Westwand liegt das ursprüngliche mittelalterliche Tympanon – ein Portalbildfeld, das ursprünglich im Giebel über dem alten Eingang der Kirche angebracht war und inzwischen leider recht verwittert ist.